Fischerlandsgemeinde

Jedes Jahr im November treffen sich die Jahrespatentinhaber:innen vom Rotsee zur Fischerlandsgemeinde. Organisiert durch die Rotseekommission, wird über das vergangene Fischerjahr informiert. Traktanden sind die Pflegearbeiten, der Zustand des Rotsees, die Fischereieröffnung am 1. Mai, der Jugendfischkurs und die Fischerei am Rotsee. Die Jahrespatentinhaber:innen haben auch die Möglichkeit Anträge an die Rotseekommission zu stellen. So trafen sich am 18. November Jahrespatentinhaber:innen im Clublokal des FGV Luzern-Friedentalried. Mit einem feinen Nachtessen und vielen spannenden Fischergeschichten - wahr oder nicht ganz wahr - wurde der Abend abgerundet.

Phosphatkonzentration im See

Die Phosphatkonzentration bewegt sich in einem Bereich, der beobachtet werden muss. Dieser betrug 24mg Phosphor pro m3 im letzen Jahr. Kein Vergleich mit den über 600mg pro m3 in den frühen 70er Jahren! Im Vergleich mit den phosphatreichen Mittellandseen Sempacher-, Baldegger- und Hallwilersee ist der Wert im Rotsee immer noch leicht höher. Bekanntlich werden diese Seen mit Sauerstoff belüftet.

Im Sommer bis in den Winter wird ab einer Tiefe von ca. 6 Metern der Sauerstoffmangel für die Fische tödlich. Bei 9 Metern ist definitiv Schluss. Eine künstliche Belüftung im Rotsee ist nicht machbar. Hingegen wäre es eine Leichtes, den Zufluss von der Reuss über den Reuss-Rotseekanal zu erhöhen. Leider fehlt es am politischen Willen, etwas zu bewegen. Hoffen wir, dass der Sauerstoff durch die Klimaerwärmung nicht noch mehr abnimmt

Durch die Nährstoffe hat es aber genügend Nahrung für die Fische. Im letzten Jahr wurden 99 Hechte gefangen. Für die Grösse des Rotsees ein absoluter Topwert - schweizweit. Aber auch die Vögel fühlen sich wohl am Rotsee. Eindrücklich zu sehen während den Wintermonaten, wenn die Tafel- und Reiherenten zu Tausenden den Rotsee bevölkern um zu überwintern. Es finden sich aber auch im- mer wieder seltene Vögel am Rotsee ein. So wurden im Winter 2022/2023 siebzehn Bekassine gezählt. In der Schweiz ist die Bekassine ein sehr seltener Brutvogel. Dass es darunter auch fischfressende Vögel gibt, stört die Fische(r) nicht. Zu ausgewogen ist der Bestand an Fischen und Vögeln. Gerade deswegen ist ein verantwortungsvoller Umgang aller Beteiligten mit dem Rotsee (Fischer, Ruderer, Spaziergänger:innen, Freizeitsuchende, Hündeler usw.) besonders wichtig.

Messung der Fischfauna

Anfang Oktober kam dann der Rotsee in den Genuss eines spannenden Projekts. Mit dem «Projet Lac» soll die Fischfauna von über 20 Seen mittels standardisierten Methoden erhoben werden. Man muss bedenken, dass fast zwei Drittel der einheimischen Fischarten vom Aussterben bedroht sind und mindestens acht Arten bereits ausgestorben sind.

Mit der zunehmenden Klimaerwärmung keine guten Neuigkeiten. In einem ersten Schritt wurde der für die Fische relevante Lebensraum am Ufer erfasst. Dazu wurde der See mit einem Motorboot entlang des Ufers befahren. In einem zweiten Schritt wurde der See während rund 4 Tagen mit- tels Bodennetzen, Vertikalnetzen und Elektrofischerei befischt. Die Fische wurden auf Artenniveau bestimmt, gemessen und gewogen. Die ersten Resultate sehen vielversprechend aus. In den Netzen fanden sich viele Eglis und zum Erstaunen der Projektleiter auch grosse Felchen. Leider waren die Neuigkeiten betreffend Sauerstoff in der Tiefe ernüchternd. Dieser fehlt nämlich ab 6 Metern gänzlich. Ein ausführlicher Bericht wird im Frühjahr 2024 erwartet.

Handgranaten im See

Ein Thema waren die Handgranaten im Rotsee. Es wurde wieder nach Granaten getaucht neben der Badi. Die Handgranaten stammen nicht nur von der Explosion in der Munitionsfabrik 1916 - wie fälschlicherweise oft informiert wird. Eine verschwindend kleine Anzahl wurde damals in den See geschleudert! 8’598 Handgranaten wurden nach der Explosion willentlich durch die Schweizer Armee im Rotsee entsorgt - „aus den Augen aus dem Sinn“.

Ein herzliches Dankeschön gilt allen Fischer und Fischerinnen, Helfer, dem Quartierverein Maihof, der Rotseekommission und allen Personen, die in irgendeiner Weise den Rotsee aktiv unterstützen.

Martin Meier

Orginalbericht in der Quartierzeitung 178


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